Judith Lindner - Bilder, Werke und Fotografie

Judith Lindner

Hintergrundinformationen zu Judith Lindner

Einführung

Kann man diese Räume betreten? Handelt es sich um reale, wieder auffindbare Orte, oder um konstruierte Räumlichkeit, um reine Imagination?

Judith Lindner, die diese Bilder malt, gibt die Antwort auf derlei Fragen zumindest zum Teil an den Betrachter zurück. Ihm ist es überlassen, was er für Wirklichkeit hält und was für Fiktion.

Genau genommen ist es müßig, zwischen beiden Möglichkeiten eine scharfe Trennungslinie zu ziehen. Denn: Die Malerin geht von einer konkreten Situation aus, von einem sie faszinierenden Motiv urbaner oder landschaftlicher Topographie. Dieses Motiv nimmt sie per Foto oder Zeichnung mit ins Atelier, um ihm auf der Leinwand eine ganz andere Realität und Optik zu geben. In einem Prozess, der sich meist über mehrere Monate hinzieht, entfernt sich die Künstlerin immer mehr vom Ausgangsmotiv. Manchmal hat das fertige Leinwandbild mit der konkreten Situation als Auslöser der Bildentstehung nichts mehr gemeinsam. Während der Arbeit an der Leinwand verschieben und verändern sich die hier zunächst angelegten Perspektiven und Fluchtpunkte beständig. Auch die Art der Farbgebung unterliegt ständiger Wandlung und Revision. Ausgehend von der Acrylmalerei, mit der Judith Lindner eine vergleichsweise plakative Wirkung ihrer Umdeutungen von Räumen und Räumlichkeit erzielte, fühlt sich die Künstlerin inzwischen vor allem der Ölmalerei verbunden. Indem sie ihre Farben selber anrührt, beeinflusst die Malerin die jeweils gewünschte Konsistenz unmittelbar. Da Sie ihre Bilder im 1 bis 2 m Format in geradezu altmeisterlicher Manier in bis zu 50 Schichten lasiert, wird die Farbe nie pastos, sondern eher transparent, manchmal auch pudrig auf die Leinwand gebracht.

Charakteristisch für die Malerei Judith Lindners ist außerdem ihre Farbpalette vorzugsweise in warmem Rot, Pink und Orange. Unterschiedliche Blau- und Türkistöne bilden dazu einen attraktiven Kontrast. Elementar für die Kompositionen ist auch die konsequente Einbeziehung von Schwarz, das als Grundton alle Bilder strukturiert und gewichtet. Die leuchtenden Signalfarben, die sich wie ein Filter über die artifiziellen Raumwelten legen, provozieren geradezu den Bruch mit der Alltagsrealität.

Die Suggestion von Uneindeutigkeit in Bezug auf konkrete räumliche Referenzen ist Teil des gesamten Konzepts. Aus der virtuosen Mischung von Realitätsbezug und der Freiheit, sich malend vom Gegenstand und von der Motivvorlage zu lösen, wird der Assoziationsraum der Bilder weit geöffnet und verharrt in der Schwebe.

Die Entscheidung, Motive aus völlig unterschiedlichem Zusammenhang per Collage zu einer neuen Bildrealität zu verknüpfen und im Zuge des Malprozesses mittels Farbwahl und perspektivischen Verschiebungen zu verfremden, entspringt ein und derselben künstlerischen Intention: Mit den Mitteln der Malerei Räume und Raumillusionen zu konstruieren, die Lust machen, sich in diese hineinzubegeben und zu ergründen, was da eigentlich ist.

Almut Andreae

Vita

1971geboren in Erfurt
1998-2003

Studium Freie Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Ernst Caramelle

2002Erasmus-Studium, Universität Lissabon, Fakultät der Bildenden Künste FBAUL
2003-04Meisterschülerin bei Prof. Ernst Caramelle    
lebt und arbeitet in Karlsruhe

Ausstellungen

2010    Andernorts, Galerie Uschi Kolb, Karlsruhe, Deutschland
2008    Silent Noise, Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (AdKV) und Badischer Kunstverein Karlsruhe, art Karlsruhe, Deutschland
2006    Phänomen, Orgelfabrik, Karlsruhe, Deutschland
2005    From place to place, Galerie Haus Schneider, Karlsruhe, Deutschland (Einzelausstellung)
2004    TOP 04 MeisterschülerInnen, Kunstverein Pforzheim, Deutschland
Origamis, Chapel, Göppingen, Deutschland
2003    Galerie U7, Frankfurt, Deutschland
2002    Tabula Rasa, Kunsthalle Baden-Baden, Gaggenau,Deutschland
2000    Klasse Caramelle, AusstellungsHalle 1a, Frankfurt, Deutschland