Licht und Farbe trifft auf Raum und Fläche.
Der Berliner Künstler Sebastian Welzel verbindet zwei Disziplinen zu einer vibrierenden neuen Bilderfahrung. Er kombiniert Ansätze aus dem Modellbau und abstrakte Kunst zu einer dreidimensionaler Bildlichkeit. In der Fläche dem Minimalismus und der geometrischen Abstraktion sehr nahe, treten seine Werke durch die reliefartige Struktur räumlich hervor. Auf einfache wie überzeugende Weise kombiniert er somit modulare und farblich-kontrastierende Darstellungsmittel zu einem multiplen Ausdruck.
Basis seiner Wandobjekte ist ein modulartiges Relief aus gleichförmig aneinander gereihten Tetraedern, deren pyramidenförmigen Spitzen senkrecht zur Grundfläche angeordnet in den Raum ragen. Durch bewusstes individuelles Einfärben sämtlicher Dreiecksflächen entsteht ein äußerst intensives Farbspiel in der Fläche. Form und Inhalt der Werke sind dabei auf reduktive, aber maximal wirkungsästhetische Weise aufeinander bezogen. In gewisser Weise sind es kinetische Kippbilder, die ihr energetisches Farbmoment gleichermaßen in Raum und Fläche verlegen.
Je nach Betrachtungswinkel ändern die Werke dabei ihr Aussehen. Das einfallende oder bestehende Licht im Raum bestimmt die jeweilige Konzentration, Tönung und Intensität der Farben, welche wiederum durch die plastischen Erhebungen der Tetraeder zusätzlich schattiert werden. Zum reinen Farbspiel in der Fläche kommt somit das Schattenspiel des Reliefs als stimulierender Faktor der Rezeption hinzu. So geht das minimalistische-modulare Konzept gleich zweifach im Blick des Betrachtenden auf. Ein jedes der Werke ist dabei per Hand zusammengesetzt, individuell eingefärbt und stellt ein Unikat dar.
Die aus der Musiktheorie entlehnten Titel deuten zudem einen synästhetischen Zusammenhang an. Farbe und Form bilden gewissermaßen einen dreidimensionalen Farbklang, dessen emotionale Wirkung bewusst intendiert ist. Die Werke erzeugen sehr wohl starke Gefühle. Zudem erinnert das Relief in seiner Struktur an die schallschluckenden oder schallverstärkenden Bespannungen von Studiowänden, die Töne oder Tonlagen gezielt herausarbeiten und modulieren können. Nichts anderes geschieht hier - nur auf einer visuellen Erfahrungsebene. Tönungen werden verstärkt, andere Stimmungen wiederum gemildert.
Stephan Reisner
Sebastian Welzel, Architekt und Künstler aus Berlin, schloss sein Architekturstudium 2016 erfolgreich mit seinem Fassadenentwurf „Waterscape“ an der Technischen Universität Berlin ab und setzte damit den Anfangspunkt für seine Wandskulpturen – die TOPOGRAPHIEN. Von 2012-2013 lebte Sebastian Welzel in Paris und arbeitete für das renommierte Architekturbüro Dominique Perrault Architecture, zuvor arbeitete er für den deutschen Künstler Thomas Locher als Modellbauer.