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Christiane Zschommler
Die großformatigen Werke von Christiane Zschommler wirken auf den ersten Blick wie eine Abbildung der Realität, doch bei genauerem Hinsehen erkennt der Betrachter ihre Mehrteiligkeit: Einige Äste… weiterlesen
Einführung Vita Interview
Hintergrundinformationen zu Christiane Zschommler
Einführung
Damit ihre mehrteiligen Baumlandschaften einheitliche Licht- und Farbnuancen aufweisen, fotografiert sie alle Einzelwerke am gleichen Tag. Zschommler erschafft die perfekte Illusion, indem sie mit Perspektiven, Proportionen und Aufnahmedistanzen spielt. Die Künstlerin, die im ländlichen Süden Englands lebt, fühlt sich von den stillen Wäldern und ihrer Geruhsamkeit angezogen: „Meine innige Verbindung zur Natur fließt unmittelbar in die Werke hinein, an denen ich arbeite.“
Durch die Neuanordnung lässt sie die fein gebogenen Äste und filigranen Blätter in einen neuen Kontext gleiten und dadurch eine ungewöhnliche Schönheit entstehen. Treescape simuliert das Natürliche und lässt das Künstliche dabei auf sich selbst verweisen. Der vorgeblendete, eigens angefertigte Holzrahmen greift die geometrischen Strukturen auf und verleiht dem Kunstwerk einen faszinierenden, objekthaften Charakter.
Vita
Interview
Picasso sagte einst, „Du machst keine Kunst, du findest sie“. Wo findest du deine Kunst?
Ich lebe in einem kleinen Dorf bei London und bin von Kanälen und Natur umgeben. Auf meinen Spaziergängen mit meiner Kamera durch die Gegend, in der ich lebe, werde ich von den Jahreszeiten inspiriert. Ich fotografiere meine Umgebung und ihre Veränderungen, wie sie sich im Wasser spiegeln.
Von der Idee bis zur Verwirklichung: Wie gehst du an deine Arbeiten heran?
Die Arbeiten für Lumas sind wie Puzzleteile. Ich fotografiere zu einer bestimmten Jahreszeit, aber am selben Tag, um die gleichen Lichtbedingungen zu haben.
Zum Beispiel fotografiere ich Bäume in den Gärten in der Nachbarschaft, in Abschnitten, mit einer digitalen Kamera. Dann erstelle ich Kontaktbögen, drucke sie aus, schneide sie aus und baue am Tisch Grids, weit weg vom Computer. Dabei achte ich darauf, dass die entstehende Landschaft visuell funktioniert. Von den Papier-Grids geht es dann zurück zum Computer, wo ich die Baumlandschaften in InDesign fertigstelle.
Dein Lieblingsbuch?
Im Moment lese ich viel Autofiction und war sehr beeindruckt von den Büchern von Jenny Erpenbeck und Tove Ditlevsen.
Mit welchem Künstler würdest du gerne Kaffee trinken und worüber würdet ihr sprechen?
Ich bin sehr beeindruckt von der englischen Künstlerin Cornelia Parker und ihren Installationen, die viel mit Licht und Schatten spielen, sowie mit der Wahl der Materialien und der Veränderung alltäglicher Gegenstände. Ihre Arbeiten beschäftigen sich auch mit privaten und öffentlichen Meinungen und Werten der Gegenwart.
Wie kamst du zur Kunst?
Als ich 14 Jahre alt war, habe ich die Exa meines Großvaters bekommen und angefangen zu fotografieren. Später habe ich während meiner Reisen nach Polen und Rumänien das Straßenleben fotografiert, das uns nicht gezeigt wurde, dann aber mit einer Praktika, die einfacher zu handhaben war. Freunde hatten eine Dunkelkammer, wo ich die Filme entwickelt und Abzüge hergestellt habe. Etwas später hat sich mein Vater um den Nachlass meines Großvaters, des Malers Gustav Alfred Müller (1895-1978), gekümmert und mir eine Dunkelkammer eingerichtet, um die Werke zu fotografieren und dann als Schwarz-Weiß-Fotos zu archivieren. Bis zum Fall der Mauer war meine improvisierte Schwarz-Weiß-Dunkelkammer ein Zufluchtsort, ein magischer Ort, eine zeitlose Welt. Die Sprache meiner Fotografie war körnige Schwarz-Weiß-Straßenfotografie, die auf meinen Reisen durch Osteuropa entstanden ist.
Während meines Bachelorstudiums der Fotografie an der University of Westminster in London in den mittleren 90er Jahren änderte sich mein fotografischer Ansatz radikal: Anstatt Bilder aufzunehmen, begann ich, sie zu erschaffen. Durch Experimentieren mit der Kombination von Bildern mithilfe von Farb- und Schwarz-Weiß-Negativen verwandelte ich vertraute Gegenstände in Fotografien magischer Träume.
Seit ein paar Jahren hat sich meine Arbeitsweise erneut verändert. Neben den aufgebauten Baumlandschaften beschäftige ich mich mehr mit konzeptioneller Kunst. Dafür verwende ich Notizbücher, meine eigenen Fotografien, Sound und öffentlich verfügbare Daten als Ausgangspunkte für die Reflexion über meine Erfahrungen innerhalb der Gesellschaft hier in Großbritannien.
Welche Menschen in deiner Umgebung beeinflussen dich?
Menschen, die aktiv sind, ihre Ideen und Meinungen gut artikulieren können und sich für das Wohl solcher Menschen interessieren, die innerhalb der Gesellschaft missachtet oder übersehen werden und trotz Rückschlägen nicht aufgeben.
Stell dir vor, du hast eine Zeitmaschine. Wohin geht die Reise?
Ich würde gerne in die USA reisen, um die ältesten Bäume wie die Great Basin Bristlecone-Kiefern, die fast fünf Jahrtausende alt sind, in Kalifornien und Nevada zu fotografieren.
Deine größte Leidenschaft abseits der Kunst?
Ich mache gerne lange Spaziergänge in der Natur, besuche aber auch im Frühling Städte in Europa mit beeindruckender Architektur, wie zum Beispiel Bilbao mit dem das Guggenheim Museum oder Barcelona mit den Gebäuden von Gaudí, besonders die Sagrada Familia, die ich unbedingt wieder besuchen möchte, wenn sie fertiggestellt ist. Außerdem gehe ich auch sehr gerne ins Kino, ins Theater und zu klassischen Konzerten.
Woran arbeitest du zurzeit?
Ich habe kahle pollardierte Platanen in der Nachbarschaft im Winter fotografiert und konstruiere gerade Grids daraus. In meiner konzeptionellen Arbeit beschäftige ich mich mit historischem Material, das mit der Bildung in der DDR verbunden ist, aus einer Zeit, die ich selbst als Schülerin und Lehrerin erlebt habe. Ich möchte Objekte aus diesen Relikten herstellen, sie durch physische Eingriffe umgestalten und dann im Studio fotografieren.