Yuma Yanagisawa

Angezogen von der glitzernden, feinkörnigen Materialität und dem rieselnden Effekt feinteiligen Farbsandes verwandelt der junge Media-Künstler Yuma Yanagisawa digital erzeugte Sandpartikel in ein betörendes Spiel aus variierenden Zuständen, einem nahezu fluiden Werden und Vergehen verschiedenster natürlicher und abstrakter Formen. Seine Sandkörner sind das Produkt eines komplexen Rechenvorgangs und einer speziellen Programmierung, die, von einer künstlichen Intelligenz unterstützt, die stete Metamorphose des Natürlichen vorantreiben.

Der Sand formt sich zunächst zu einer Sonnenblume nahezu Van Goghscher Anmutung, um sich dann in vielerlei kleine Wirbel und wellenartige Bewegungen aufzulösen und kurzzeitig zu neuen Blütenköpfen zusammenzufinden. Die Verwandlung selbst geschieht nahezu unmerklich, magisch, zauberhaft. Gleichwohl wirkt es, als sei der Sand von einer Flüssigkeit getragen, jedoch ohne an Körnigkeit und an rieselnden Eigenschaften zu verlieren. Er gleitet und wirbelt, zuweilen schwingt er förmlich von einem Zustandsbild ins nächste, geht weich und überraschend in neue Farben und Formen über. Ein dauerhaftes meditatives Herausbilden von Figurativem wird durch diesen maschinellen Algorithmus erzielt.

Studiert und graduiert in Linz, Nottingham und Tokyo gehört Yuma Yanagisaw zu einer neuen und jungen Generation digital-performativer Künstler, der den Begriff des Raumes und die Idee der immersiven Erfahrung im analogen Raum über verschiedenste mediale Zusammensetzungen erkundet. Insbesondere seine digitalen Sandbilder und andere strichförmig modulierte Bewegtbild-Abstraktionen lassen dabei Analogien zur Malerei des Impressionismus erkennen. Auch skulpturale Übertragungen zu Strömungen der modernen Plastik sind bei ihm zu finden und unterstreichen seine Neigung zum ästhetisch Zeitlosen.

Stephan Reisner